Woran denken Sie bei dem Begriff Wegwerfgesellschaft? Klar, an unsere heutige Zeit, und ganz sicher auch daran, dass wir unendlich viel Müll produzieren und unsere Meere mit Plastik überfluten. Doch wir schmeißen derzeit noch viel mehr weg als nur die materiellen, sichtbaren Dinge – denn wir verschwenden tagtäglich noch etwas anderes, und das wird für mich vor allem im Unternehmenskontext deutlich.

SANDKASTEN IN DER PERSONALABTEILUNG

Sehen wir uns doch einmal an, wie zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meistens ausgesucht werden. Das Unternehmen hat ein festes Organigramm mit Hierarchien und Bereichen, mit Teams und Kernaufgaben sowie schließlich mit Stellen und speziellen Anforderungen. Wie gehen die Personalabteilungen nun vor?

Richtig, sie suchen die perfekte Kandidatin oder den perfekten Kandidaten! Es gibt Auswahlverfahren und Audits, und irgendwann stellen alle bei der Suche Beteiligten fest: die ideale und perfekte Stellenbesetzung gibt es nicht. Die Art der Suche gleicht unseren früheren Sandkastenspielen: Es gibt das Förmchen und anschließend wird der Sand danach passgenau hineingeschüttet. Wunderbar! Nur Menschen sind eben mehr als ein paar Körner …

RAUM FÜR DEN BÄCKER – WIDER DER VERSCHWENDUNG

Die starre Abgleich Stellenprofil vs. Bewerberqualifikation und der anschließende Blick auf die Defizite mag in Zeiten der Industrialisierung noch legitim gewesen sein. Es passte zum Grundprinzip der kontrollierten Steuerung. Was nicht passt, wird passend gemacht. Aber in der VUCA-Welt, in der nichts mehr planbar ist, ist dieses Abschneiden von Fähigkeiten eines Menschen nicht nur eine Ressourcenverschwendung, sondern schädlich. 

In einer dynamischen und komplexen Unternehmenswelt geht es darum, die Fähigkeiten der Mitarbeitenden so tief wie möglich zu aktivieren und damit wirklich Wert zu schöpfen – und das gelingt nicht, wenn alles das, was aus dem Sandkastenförmchen hinausragt, abgeschnitten wird.  

Potenziale brauchen immer Raum. Wenn Menschen eingeengt sind, empfinden sie das oft auf den ersten Blick nicht schlimm. Aber denken Sie mal an einen Bäcker, der jeden Tag um vier Uhr aufstehen muss, um bestimmte Brötchen zu backen. Immer so, dass der Backstubenmeister zufrieden ist. Doch womöglich steckt in dem Bäcker ein superkreativer Freigeist, der ganz neue Brötchenrezepte erfinden würde, wenn er Raum hätte? 

WENN DER NABU AUFSCHREIT

Potenzial muss immer erstmal wachgeküsst werden und dafür braucht es den Raum jenseits des Sandkastenförmchens. Damit die Mitarbeitenden partizipieren, kooperieren und koordinieren können, benötigen Sie all ihre Fähigkeiten. 

Ja, die Verschwendung der Ressource „Mensch“ ist im heutigen Unternehmensalltag fast schon unmenschlich! Vielleicht bräuchten wir eine Organisation wie den NABU oder den BUND, die auch bei dieser Ausprägung der Wegwerfgesellschaft aufschreit. 

„Das ist doch gar nicht schlimm, dass ich vom Chef einen drauf bekomme …“ 

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